Kinder und Jugendliche müssen zur Schule. Sie haben keine Wahl, denn sie haben Schulpflicht. Ob das Zeitverschwendung ist oder nicht, hängt davon ab, auf welcher Schule sie landen und wie motiviert oder kreativ ihre Lehrer sind. Das geht nicht.
Bildungspolitik ist kompliziert
Wenn man mit Leuten redet, die sich in der Bildungspolitik auskennen, sind viele Probleme bekannt. Die Hindernisse, warum sie nicht (schnell) gelöst werden können: Angeblich Geld und dieses ominöse Wort „Ländersache“. Man könne in der Bildung nicht so viel ändern, denn Bildung sei Ländersache. Jedes Bundesland ist also zu einem großen Teil selbst verantwortlich, wie sich seine Kinder entwickeln. Das heißt, im Schlimmsten Fall gibt es nicht eine schlechte Idee, sondern 16 verschiedene. Dann haben einige Kinder vielleicht Glück und andere Pech.
Das Thema ist deshalb problematisch, weil es in der Schule eben nicht nur um Beschäftigung geht, damit die Eltern arbeiten gehen können. Es geht für jedes Kind darum, den Grundstein für das eigene spätere Leben zu legen. Und da ist es einfach ungerecht, wenn jedem ein Einheitsbrei vorgekaut wird, der manchmal noch nicht einmal dem Lehrer richtig schmeckt.
Schulpflicht vs. individuelle Bedürfnisse
Jedes Kind ist unterschiedlich. Jedes Kind hat unterschiedliche Stärken, Schwächen und Ziele. Interessen und Verständnis für einige Themen entwickeln sich unterschiedlich schnell. Aber lernen müssen alle exakt gleich.
Man könnte individuelle Lehrpläne für jedes Kind entwickeln, aber stattdessen regen sich die einen darüber auf, dass sie den Rechenweg für Aufgaben aufschreiben müssen, die sie im Kopf ausrechnen, und andere bekommen Aufgaben vorgesetzt, mit denen sie nicht zurecht kommen.
Alternative zur Schulpflicht: Ein freier Lerncampus
Vor dem Hintergrund: Was wäre eigentlich, wenn es keine Schulpflicht gäbe? Auf der einen Seite bedeutete das viel Freiheit, auf der anderen Seite hätten manche Kinder dann weniger Chancen, weil ihre Eltern für sie im jungen Alter entscheiden könnten, sie nicht zur Schule zu schicken.
Aber vielleicht muss man gar nicht in den Extremen denken. Was wäre, wenn man als Basis eine allgemeine Schulpflicht hätte, aber die Alternative eines individuellen Lernens gegeben wäre. Wenn man als Eltern oder gemeinsam mit Lehrern einen Lehrplan erarbeitet und dem Kind die Gelegenheit gibt, ihn je nach Altersstufe allein oder mit Hilfe umzusetzen – dann wäre die Schule eher ein freier Lerncampus. Schüler könnten selbstständig lernen statt im Frontalunterricht. Es wäre eine Pflicht zur Bildung, nicht zur Schule.
Dann fände ich es tatsächlich auch schön, nochmal zur Schule zu gehen.
Links:
JuliA Sachsen: „Ersetzung der Schulpflicht durch eine Bildungspflicht, bei der lediglich die Leistungsnachweise und nicht die Teilnahme am Unterricht in die Endnote einfließen. So erlauben wir die Integration aller Lerntypen in das schulische System“
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